Schauspiel v. Gotthold Ephraim Lessing –
Das humanistische Manifest
Theater für Niedersachsen
Inszenierung: Bettina Rehm
Mit Dennis Habermehl, Angelina Berger, Martin Schwartengräber, Lilli Meinhardt, Katharina Wilberg, Moritz Nikolaus Koch
Das TfN zeigt nicht nur eine neue Inszenierung dieses aufklärerischen Plädoyers für Toleranz, sondern greift mit seinem unerwarteten Ende aktuelles Geschehen auf und regt zum Nachdenken an. Wieder einmal gelingt der Regisseurin Bettina Rehm der Spagat zwischen einer eher konservativen Inszenierung, die die Emotionen der Charaktere herausarbeitet, und einer sprachlichen Gestaltung, die die Zuschauer in ihren Bann zieht. Dazu hat sie den Text gekürzt und lässt ihn wie Alltagssprache sprechen So ist dieses Drama nicht nur für das Niedersächsische Zentralabitur 2019 von Bedeutung, sondern will auch allen anderen Zuschauern zeigen, dass Verständigung über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg möglich ist.
Die Handlung: Jerusalem, zur Zeit der Kreuzzüge: Vor den Toren stehen die christlichen Tempelritter, um die Stadt zu erobern. Dennoch hat der Herrscher, Sultan Saladin, einen von ihnen begnadigt. Dieser wird Zeuge eines Hausbrandes. Er rettet Recha, die Tochter des jüdischen Kaufmanns Nathan, aus den Flammen. Doch dann weist er barsch alle Annäherungsversuche Rechas ab, die für ihren Retter schwärmt, ihn vielleicht sogar liebt. Zur gleichen Zeit bittet der Sultan Nathan zu sich, denn seine Kriegskasse ist leer und er will den reichen Kaufmann unter Druck setzen, ihm Geld zu leihen. Also stellt er Nathan eine gefährliche Fangfrage: Welche der drei Weltreligionen die wahre sei, die christliche, die jüdische oder die muslimische? Nathan antwortet mit einem Gleichnis, das statt religiöser Dogmen die gelebte Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellt.